Jetzt, auf dieser Koppel, trau ich mich. Ich spüre seinen feuchten Atem und er vielleicht meine Überwindung. Aber gerade, als meine Finger seinen Kopf erreichen, reißt Lukas ihn weg. Anna Butz sagt: "Muss man respektieren, wenn der Dicke nicht mit Fremden kuscheln will."
Lukas, 3, ist ein Wasserbüffel, Anna Butz, 47, ist ein Mensch. Aber an diesem Julimorgen macht das eigentlich keinen Unterschied, meint sie: Wir alle drei haben gemein, dass wir Persönlichkeiten sind, mit Vorstellungen und Vorlieben. Die Journalistin aus der Stadt, die Angst hat vorm Streicheln; der Büffel, der fremdelt; und Anna Butz, die vegane Landwirtin, die ihre Tiere zwar töten lässt, sie vorher aber menschlich behandelt, als bestünde da eben kein Unterschied.
Während sich Sars-CoV-2 in den vergangenen Monaten in deutschen Schlachtbetrieben ausgebreitet hat, war das Leben auf Anna Butz' Rinderhof katastrophenfrei. Es muss sogar sehr angenehm gewesen sein, dort in Tangstedt, 25 Kilometer nördlich der Hamburger Innenstadt, als die Verbreitung des Virus in mehreren deutschen Fleischfabriken im Rest des Landes etwas lange Verdrängtes ins Bewusstsein zwang. Nämlich, dass es vielen Nutztieren elendig geht, bis sie erledigt werden. Dass es meist Arbeiter ohne Arbeitnehmerrechte sind, die bei Tönnies und anderswo zu menschenunwürdigen Bedingungen schuften und schlachten. Damit wir grenzenlos Fleisch essen können.
July 30, 2020 at 05:34AM
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Vegane Rinderzüchterin: Erst streicheln, dann schlachten - DER SPIEGEL
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Fleisch
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